„Die Kamera ist ein Instrument, das uns lehren kann, wie man ohne Kamera sieht“. – Dorothea Lange

Die Aussage von Dorothea Lange, einer bekannten Fotografin, bringt es auf den Punkt: Das Fotografieren lehrt uns, die Welt anders zu betrachten und Dinge zu sehen, die uns sonst vielleicht entgangen wären. 

Fenster sind Metaphern für das photographische Sehen. Sie symbolisieren die Verbindung von Innen und Außen und erzählen Geschichten über das photographische Sehen.

Fenster können in zwei Richtungen betrachten werden. So kann man durch ein Fenster nach aussen schauen, aber auch umgekehrt nach Innen. Und wer kennt nicht den voyeuristischen Blick, in ein fremdes Fenster?

Alfred Hitchcocks Film „Das Fenster zum Hof“ ist eine Metapher für die Einschränkungen und Möglichkeiten des photographischen Sehens. Vordergründig eine Kriminalgeschichte auf kleinem Raum, ist der Film um einen gesundheitlich lädierten Photographen auf den zweiten Blick eine Metapher über die Möglichkeiten und Handicaps des apparativen Sehens. 

„ Fotografie schafft Verlangen.“ – Alison Jackson

Da ist der an seinen Stuhl gebannte, er blickt gefesselt in eine Kartierung, in erleuchtete Rechtecke, in denen die Figuren zwischen On und Off wandeln, die preisgeben und verhüllen, die ihm ein Rätsel und damit ein Begehren nach Auflösung und Enthüllung aufgeben, sodass er die Fragmente der ihm gelieferten Geschichte vervollständigen, die Leerstellen füllen will und deswegen nicht wegsehen kann.

Wir sind auf das begrenzt, was wir durch den Rahmen unseres Blicks sehen können und müssen unsere Fantasie einsetzen, um das ganze Bild im Kopf zu erschaffen. 

Diese Einschränkung kann jedoch auch zur Metapher für unseren Blick auf die Welt werden, der immer nur einen Ausschnitt zeigt und nie die ganze Wahrheit.

Das Obstakel des Eingeschränkten, wird zur Metapher des Blicks auf die Welt und darüber hinaus. 

Fenster in der Fotografie können uns das Gefühl vermitteln, in eine andere Welt einzutauchen oder einen Schaukasten zu betrachten. Sie zeigen uns, wie wichtig es ist, die Welt aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und unsere Einschränkungen zu überwinden. Sie lehren uns, die Welt mit anderen Augen zu sehen und die Möglichkeiten des photographischen Sehens zu nutzen.

„Fenster sind die Augen, durch die wir in die Welt hineinsehen und die Welt in uns hineinsehen kann.“ – Sam Abell

Wir sind die Insider unserer je eigenen Welten. In unseren Innenräumen fühlen wir uns sicher, zuweilen aber auch isoliert und abgeschottet. Dabei enthält fast jeder Innenraum auch eine Hoffnung: Sie manifestiert sich in Fenstern, Durchgucken, Augentoren. Denn jedes Fenster ist eine Verbindung; eine Schnittstelle zwischen innen und außen. Es funktioniert so gesehen wie die Linse eines Fotoapparates – es ist ein Spalt zwischen „Dunkler Kammer“ (camera obscura) und Außenraum. Ein Lichtdurchbruch. 

Fenster sind sowohl Lichtöffnungen als auch Teil des Bildes, weil sie den Blick nach draußen und nach innen ermöglichen. Sie können als Metapher dafür dienen, dass unser Blick auf die Welt immer auch ein Blick auf uns selbst ist und dass wir durch die Welt hindurch immer auch uns selbst betrachten. Fenster können also auch als Symbol für die Verbindung von Innen und Außen, von Individuum und Welt, betrachtet werden.

Indem wir die Möglichkeiten der Kamera nutzen, können wir lernen, die Welt mit anderen Augen zu sehen und uns selbst neu zu entdecken.

JR

Repair Shop / Havana Cerro

@