Fotografie ist Sehen. Klingt banal, ist es aber nicht. Denn Sehen ist mehr als das, was deine Augen tun – es ist das, was dein Kopf daraus macht. Du hältst nicht einfach fest, was vor dir liegt. Du filterst, interpretierst, ergänzt. Dein Blick ist nie neutral.
Sehen ist weit mehr als nur Wahrnehmen. In dem Moment, in dem du erkennst, dass du nicht nur Beobachter bist, sondern Teil jeder Szene, entfalten sich Licht, Schatten und Farben in einer neuen Tiefe.
Und genau da fängt der Spaß an.
Jedes Bild, das du machst, ist ein Statement darüber, wie du die Welt siehst. Kein Abbild der Realität – sondern deine Version davon. Also stell dir die Frage: Was siehst du eigentlich? Und was übersiehst du?
Schritt 1: Hör auf zu fotografieren.
Ja, wirklich. Leg die Kamera weg. Geh durch Havanna, als wärst du ein Kind, das zum ersten Mal in einer fremden Stadt ist. Schau dir Farben an, Texturen, das Spiel des Lichts. Aber nicht, um es zu fotografieren. Einfach nur, um es zu sehen.
Schritt 2: Dein Blick ist eine Entscheidung.
Zwei Leute können dieselbe Straße entlanglaufen – und völlig Unterschiedliches sehen. Warum? Weil Sehen nicht passiv ist. Es ist eine Wahl. Du entscheidest, worauf du dich einlässt und was du ausblendest. Deshalb ist jedes Foto eine kleine Wahrheit – aber nie die ganze.
Schritt 3: Realität ist verhandelbar.
Denkst du, die Kamera zeigt die Realität? Denk nochmal nach. Sie zeigt nur das, was du ihr gibst. Ein Bild ist keine objektive Wahrheit, sondern immer eine Interpretation. Und genau deshalb kannst du die Realität, die du fotografierst, gestalten.
Was du aus diesem Modul mitnimmst:
Du lernst, wie du siehst – nicht nur, was du siehst.
Du verstehst, dass deine Bilder nicht die Welt zeigen, sondern deine Sicht auf sie.
Du hörst auf, Fotos zu machen – und fängst an, Bilder zu erschaffen.
Dieses Modul bringt dich an den Punkt, an dem du begreifst, wie sehr deine innere Haltung bestimmt, was du im Außen wahrnimmst – und wie du es interpretierst. Dein Blick wird feiner, dein Sehen bewusster. Die Welt um dich herum bleibt nicht einfach Kulisse, sondern wird zur direkten Erfahrung.
Und je mehr du dich darauf einlässt, desto deutlicher wird: Die Welt ist nie getrennt von dir. Sie antwortet auf deine Aufmerksamkeit. Und wenn du ihr mit wachem, offenen Blick begegnest, formt sich das Bild von selbst – intensiver, lebendiger, klarer.